Bau-ABC Rostrup

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ABZ Mellendorf

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Lernortkooperation

– Praxisbericht zur Organisation der Lernortkooperation zwischen einem überbetrieblichen Ausbildungszentrum und vier Berufsschulstandorten –

Kooperationspartner

Bau-ABC Rostrup, überbetriebliches Ausbildungscentrum der Bauwirtschaft Bremen-Nordnie dersachsen in Bad Zwischenahn; BBS II Oldenburg in Oldenburg; BBS Ammerland in Bad Zwischenahn, BBS Wildeshausen und BBS I Wilhelmshaven.

Abbildung 1: Darstellung des Ausbildungsverlauf in einer Zeitschiene (Vision und Realität)

Ausgangssituation

Seit 1999 ist die überarbeitete Ausbildungsordnung für die Berufe in der Bauwirtschaft in Kraft.
Das Bau-ABC Rostrup hat seinerzeit als erstes Bau-AusBildungsCentrum in Deutschland die überbetriebliche Ausbildung konsequent auf der Grundlage des handlungsorientierten Vermittlungskonzeptes durchgeführt und kann somit auf fundierte Ergebnisse verweisen.
Das Bau-ABC Rostrup arbeitet in der überbetrieblichen Ausbildung bundesweit mit 28 Berufschulstandorten zusammen. Die obligatorische Fragebogenaktion ( unter „Bewertungskriterien“ auf den Seiten 16 und 17) am Ende eines jeden überbetrieblichen Ausbildungslehrgangs, ergab bei der Frage nach den Vorkenntnissen aus Berufsschule und Ausbildungsbetrieb zur erfolgreichen Bearbeitung der überbetrieblichen Ausbildungsprojekte durchgängig ein negatives Ergebnis. Ursache hierfür war keine oder eine nicht ausreichende Abstimmung der Vermittlungsinhalte und der Vermittlungszeitpunkte zwischen der überbetrieblicher Ausbildung und der Berufsschule.

Diese Feststellung führte zu einem Grundsatzgespräch der beteiligten Lernorte. An den ersten Gesprächen nahm mit dem Vorsitzenden des Prüfungsausschusses für Maurer der HWK Oldenburg auch ein Unternehmer teil.
Als Ergebnis wurde schnell festgestellt, dass die einzelnen Berufsschulen wohl Kontakt zu den Lehrwerkmeistern im Bau-ABC Rostrup hatten, dieser Kontakt aber in erster Linie die Abstimmung der praktischen Prüfungsaufgaben zum Inhalt hatte.

Abbildung 2: Darstellung zur Vermittlung der Handlungskompetenz

Die Ausbildungsprojekte der überbetrieblichen Ausbildung waren an den einzelnen Berufsschulstandorten unterschiedlich umfangreich bekannt. Die Inhalte des Berufsschulunterrichts waren aber in allen Fällen nicht auf die praktischen Inhalte der überbetrieblichen Ausbildung ausgerichtet. Handlungsorientiertes Vorgehen fand sich ebenfalls nur in selbst-gestrickten Ansätzen einzelner Lehrkräfte wieder. Eine strukturierte Teamarbeit der Lehrer zur Bearbeitung von Projekten war noch in keiner Berufsschule fundiert vorhanden.
Als weiteres Hemmnis wurden die unterschiedlichen überbetrieblichen Blockfolgen ( www.bau-abc-rostrup.de; unter Ausbildung / Berufe / Maurer /Lehrgangsübersichten (202,203,207)), sowie die Beschulung in Blockunterricht und/oder Teilzeitunterricht an den jeweiligen Berufsschulstandorten ausgemacht. Durch die vorgegebenen Zeitschienen (Abb. 1) war ebenfalls kein idealtypisch zyklischer Ausbildungsrhythmus wie Ausbildungsbetrieb – Berufsschule – überbetriebliche Ausbildung – Ausbildungsbetrieb – Berufsschule – überbetriebliche Ausbildung usw. gegeben.

Vor diesem Hintergrund war es dann auch nicht verwunderlich, dass am Lernort Ausbildungsbetrieb ebenfalls keine abgestimmten internen Ausbildungsaktionen erfolgten. Deshalb war es den Beteiligten sehr wichtig auch einen Unternehmer, zumindest zunächst einmal in der Startphase, mit am Tisch zu haben!
Da in Niedersachsen das Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) obligatorisch ist und in sich geschlossen an den Berufsschulstandorten vermittelt wird, bezieht sich die nachfolgend beschriebene Lernortkooperation zunächst auf das 2. Ausbildungsjahr.

Abbildung 3: Elemente der Handlungskompetenz

Wegfindung

Die gemeinsame Zielsetzung war schnell gefunden: Die beteiligten Lernorte müssen Verfahren der Organisation der Lernortkooperation gemeinsam entwickeln. Dazu gehört vornehmlich die inhaltliche Schnittstellenregelung innerhalb der ebenfalls gemeinsam zu entwickelnden handlungsorientierten Ausbildungsprojekte.
Es gilt im Kern die erforderliche Hol- und Bringschuld im Rahmen der gemeinsamen Vermittlung von Handlungskompetenz verbindlich zu regeln (Abb. 2) und die Projektergebnisse der einzelnen Lernorte zu dokumentieren. Dies kann auch bei weiter entfernten Standorten funktionieren, wenn die beteiligten Lehrkräfte zur Kommunikation verpflichtet werden.
Die Technologie (Telefon, Fax; e-mail, Internet) ist in den überbetrieblichen Ausbildungsstätten und Berufsschulen weitgehend vorhanden.

Gemeinsame Sprachregelung

Vor Beginn der inhaltlichen Arbeit war es notwendig eine gemeinsame übergreifende Sprachregelung und Dokumentationsstruktur zu finden und eine einheitliche Vermittlungsphilosophie zu pflegen.
Abbildung 4: Ausbildungsprojekt 2000

Die grundsätzliche Forderung der Ausbildungsordnung, “Fertigkeiten und Kenntnisse sollen so vermittelt werden, dass der Auszubildende zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit befähigt ist, die insbesondere selbstständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren einschließt“ , wurden als die praktischen Handlungsschwerpunkte “Arbeitsvorbereitung, Fachgerechte Erstellung des Projektes und Qualitätssicherung“ interpretiert (Abb.3).
Als gemeinsame Grundlage der baustellenorientierten Ausbildungsprojekte wurde eine fiktive Großbaustelle das “Ausbildungsprojekt 2000“ (Abb. 4) geschaffen. Dieses Modell hatte sich in der Vergangenheit im Bau-ABC Rostrup bereits als gewerkeübergreifende Baustellenkommunikationsebene bewehrt und kann jederzeit aktualisiert werde.
Für die zu bearbeitenden Ausbildungsprojekte wurde ebenfalls eine gemeinsame auftragsbezogene Dokumentationsstruktur verabschiedet. Sie enthält die auftragsbezogene Arbeitsvorbereitung, die Durchführungsschritte und die Qualitätssicherung (Abb. 5) . Diese durchgängige Einheitlichkeit sichert eine dauerhafte Widererkennung durch die Auszubildenden an den einzelnen Lernorten und vereinfacht die Kommunikation der beteiligten Ausbildungsverantwortlichen.

Umsetzung

Die bereits erfolgreich eingesetzten Ausbildungsprojekte des Bau-ABC Rostrup wurden für die ersten Planungsschritte übernommen. Jetzt war es die Aufgabe der Berufsschullehrer die Ausbildungsprojekte, Zeitraster der Beschulung und Lernfeldinhalte für ihren Standort in Einklang zu bringen. Dazu wurden standortspezifische Übersichten erstellt (Abb. 6).

Diese Übersichten sahen naturgemäß an allen Standorten zeitlich unterschiedlich aus, in den Inhalten waren jedoch keine großen Abweichungen feststellbar.
Schnell wurde festgestellt, dass diese Übersichten nicht nur wertvolle Planungs- sondern auch Kommunikationshilfen für die Lernorte sind.
Regionale bauspezifische Schwerpunkte werden dabei nach wie vor berücksichtigt, durch die transparente Dokumentation teilweise sogar erst an anderen Standorten bekannt.

Abbildung 6: Standortspezifische Zeitraster der Beschulug und Lernfeldinhalte

Die Zuordnung der Lernfelder erfolgte nach den Inhalten der überbetrieblichen Ausbildungsprojekte und wurde sehr flexibel gehandhabt. Dabei wurden bei Bedarf auch Teilinhalte aus einem Lernfeld des 3. Ausbildungsjahres in das 2. Ausbildungsjahr vor gezogen.
Die Inhaltsübersichten stellen eine inhaltliche Grobplanung dar. Die Feinplanung muss im Verlauf des Ausbildungsjahres zwischen den Lernorten erfolgen und richtet sich nach dem jeweiligen Leistungsstand und Lerntempo eines Ausbildungsjahrganges. Vielfältige Merkmale zur Leistungsdifferenzierung können durch diese strukturierte, transparente und intensive Kommunikation der Lernorte Berücksichtigung finden. Als ausbildungsbegleitendes Dokumentations- und Informationsinstrument wurde der im Bau-ABC Rostrup seit einigen Jahren bewehrte so genannte “Weiße Ordner“ übernommen.

Weißer Ordner

Die Ergebnisse der überbetrieblichen Ausbildung und der Berufsschule werden im “Weißen Ordner” dokumentiert. Der “Weiße Ordner” dient den Auszubildenden als Nachschlagewerk bei der Bearbeitung der einzelnen baustellenbezogenen Ausbildungsprojekte. Gleichzeitig hat der Ausbildungsbetrieb die Möglichkeit, nach jedem überbetrieblichen Lehrgang und Berufsschulblock die aktuellen Inhalte der überbetrieblichen Ausbildung und der Berufschule nach zu vollziehen und in die betriebliche Ausbildung zu integrieren.
Der “Weiße Ordner” ist somit auch ein Kommunikationsinstrument zwischen dem Auszubildenden, dem Ausbildungsbetrieb, der überbetrieblichen Ausbildung und der Berufsschule.
Der Ausbildungsbetrieb hat zudem mit dem “Weißen Ordner” einen stets aktuellen Überblick und einen umfassenden Nachweis zum Leistungsstand des Auszubildenden!

Abbildung 5: Beispiel eines Dokumentationsblatt mit Durchführungsschritten

Fazit

Der Selbstfindungsprozess der beteiligten Lehrkräfte im Hinblick auf Veränderung vom Lehrenden zum Ausbildungsbegleiter mit den Fragestellungen: Was wollen wir? Wie müssen wir uns verändern? – ist noch lange nicht ausdiskutiert.
Neue gemeinsame Ausbildungsprojekte müssen weiter entwickelt werden. Die Aktualisierung und Steigerung der Attraktivität des Maurer-Berufsbildes durch Betrachtung der realen Baustellensituation vor dem Hintergrund der Auslegungsbreite des Regionalbezuges in der Ausbildungsordnung werden weitere Aufgaben dieser Lernortkooperation sein. Dadurch besteht auch die Chance zur weiteren Akzeptanzsteigerung der Lernorte Berufsschule und überbetriebliche Ausbildung bei den Ausbildungsbetrieben.
Das erste Jahr der neuen Art der Zusammenarbeit hat sich bei allen Anlaufschwierigkeiten als ein geeigneter Weg der Lernortkooperation gezeigt. Den Beteiligten war und ist es wichtig, einen eigenen Weg der Zusammenarbeit gefunden zu haben. Ob diese Kooperationsstruktur allgemeingültig sein kann muss die jeweilige Lernortesituation ergeben. Der Veränderungsprozess ist auch in dieser Lernortkooperation noch nicht abgeschlossen.

Emke Emken, Bau-ABC Rostrup
emken@bau-abc-rostrup.de
Gerd Knoll, BBS II Oldenburg
ggknoll@t-online.de
H.-G. Bogun, BBS Wildeshausen
hamabogun@t-online.de
A. Bernholt, BBS Ammerland
andreas.bernholt@bbs-ammerland.de
M. Mansdotter, BBS Ammerland
martin.mansdotter@bbs-ammerland.de
L. Priesnitz, BBS I Wilhelmshaven
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